Die restriktiven COVID-Regelungen und die insgesamt stark gestiegenen Transportkosten erschweren derzeit die geregelte Bekleidungsbeschaffung im asiatischen Raum. In Osteuropa und der Türkei sind Ressourcen derweil kaum noch verfügbar. Die Dominikanische Republik könne zur Lösung der Herausforderungen bei Beschaffung und beim Transport beitragen, meint Kischel. „Wir stellen fest, dass die zollfreie Einfuhr von Oberstoffen aus Europa oder Asien und die zollfreie Ausfuhr zurück nach Europa bei der Produktion und Ausrüstung in den Freihandelszonen immer mehr Hersteller und Marken in die Dominikanische Republik ziehen“, so der Dipl.-Ing. für Textil- und Bekleidungstechnik. „Zahlreiche europäische Zutatenlieferanten haben bereits eine Niederlassung auf der Insel. Oberstoffe müssen importiert werden, doch Jersey zum Beispiel wird in guter Qualität auch vor Ort produziert, so dass diese Produktgruppe ‚Free on Board‘ auch zollfrei nach Nordamerika exportiert wird.“ Der Transport nach Europa sei preiswert und zügig: Ein 40 Fuß Container werde derzeit in zehn bis zwölf Tagen für rund 3.500 USD von Hafen zu Hafen verschifft. Zum Vergleich: Asientransporte liegen zum Zeitpunkt um das Drei- bis Vierfache darüber.
Die Infrastruktur vor Ort biete sich aufgrund einer weiteren Tatsache an: „Viele Unternehmen in der Dominikanischen Republik sind zertifiziert nach WRAP, das dem europäischen Programm Business Social Compliance Initiative (BSCI) ähnelt“, sagt Kischel. Die WRAP-Zertifizierung belegt ethische und verantwortungsvolle Geschäftsstandards, die auch die Umweltfaktoren einbeziehen. Für Kischel ein wichtiger Standortvorteil, von dem er sich persönlich überzeugt hat. Die WKS betreibt in einer Freihandelszone in Santiago de los Caballeros eine Wäscherei für die Produktion von Waschhosen wie Denims und Chinos aber auch garment dyed-Varianten für lokale Kunden. Die Entwicklung eigener, individueller Kollektionen findet speziell auf dem lokalen Markt zahlreiche Abnehmer. Auf über 3.500 qm produziert der Standort bis zu 10.000 Teile pro Woche. Hierbei werde auch auf Nachhaltigkeit geachtet. Der Standort ist BSCI-zertifiziert und setzt ausschließlich Hilfsmittel ein, die dem Anspruch des Zusammenschlusses Zero Discharge of Hazardous Chemicals (ZDHC) entsprechen. Für die Erzielung umweltfreundlicher Used-Effekte setze die WKS in dem Inselstaat beispielsweise nachhaltige Denim-Finishing-Lasertechnologie ein. Das benötigte Wasser werde in einer nahegelegenen Kläranlage wiederaufbereitet.
„Zahlreiche Unternehmen sprechen uns an und bitten um Empfehlungen zu geeigneten Produktionsbetrieben vor Ort“, so Kischel weiter. „Für Fragen zum Start auf der Insel empfehle ich, bei der Deutsch-Dominikanischen Industrie- und Handelskammer vorstellig zu werden. Über unser Netzwerk vor Ort können auch wir Produktionsbetriebe vorschlagen.“